Kulturelles Sensibilitätstraining: Ein Muss für Teams in global agierenden IT-Unternehmen
Wenn Sie ein Team leiten, dass aus internationalen Teammitgliedern besteht, wissen Sie um die unterschiedlichsten Quellen für Missverständnisse. Sehen wir uns zuerst eine kleine Auswahl an kulturellen Differenzen an, mit denen wir in internationalen Teams häufig konfrontiert werden und welche Probleme sie uns in der Zusammenarbeit bereiten können.
Unterschiedliche Kommunikationsstile erschweren eine einheitliche Verständigung im Team, unabhängig der Geschäftssprache. Wir unterscheiden zwischen direkter und indirekter Kommunikation in unterschiedlichsten Abstufungen. Während direkt Kommunizierende gerne offen und klar sprechen, kann dies von indirekt Kommunizierenden als unhöflich oder gar respektlos und wahrgenommen werden. Teammitglieder aus Kulturen, die direkt kommunizieren, finden indirekte Kommunikation hingegen verwirrend und unklar. Mangelndes Wissen um die verschiedenen Kommunikationsstile kann sich negativ auf das gegenseitige Vertrauen im Team auswirken können.
Auch das Zeitverständnis variiert stark von Kultur zu Kultur. Man unterscheidet zwischen monochronen Kulturen, in denen Pünktlichkeit und striktes Zeitmanagement wichtig ist (hier lässt sich etwa die deutsche Kultur verorten) und polychronen Kulturen, die mehr Wert auf Flexibilität und situative Anpassung legen (lateinamerikanische, südeuropäische und Kulturen des Mittleren Ostens finden sich hier wieder).
Missverständnisse können entstehen, wenn Deadlines, Meetings oder Aufgaben nicht gleichwertig priorisiert werdenDas Verständnis von Hierarchie und Autorität kann sich ebenfalls erheblich unterscheiden. Manche Kulturen möchten in einem gleichwertigen Arbeitsumfeld mit flachen Hierarchien arbeiten, während andere Kulturen eine klare hierarchische Struktur bevorzugen oder gar erwarten. Dies kann zu Spannungen führen, wenn z. B. Mitarbeiter in flachen Hierarchien es gewohnt sind, Vorgesetzte direkt anzusprechen, was in stärker hierarchisch orientierten Kulturen als Respektlosigkeit interpretiert werden könnte.
Das generelle Verständnis von Team und Verantwortung kann variieren. In kollektivistisch orientierten Kulturen steht der Teamgedanke im Vordergrund, und Erfolge oder Misserfolge werden als gemeinschaftlich betrachtet. In individualistischen Kulturen wird hingegen der persönliche Beitrag stärker hervorgehoben und Erfolg oder Misserfolg individuell bewertet. Diese Unterschiede können zu Missverständnissen führen, wenn z. B. Teamarbeit erforderlich ist, aber die Erwartungen an die Verantwortung nicht klar definiert sind.
Auch finden wir Abweichungen im Umgang mit Konflikten in den unterschiedlichen Kulturen: Während einige Kulturen offene und direkte Konfliktlösung schätzen, vermeiden andere Konfrontationen und versuchen, Probleme indirekt oder diplomatisch zu lösen. Auch die Art des Feedbacks kann variieren: Manche Kulturen geben negatives Feedback direkt, während andere negative Kritik eher vermeiden oder indirekt formulieren. Dies kann dazu führen, dass Kritik entweder als zu harsch oder als zu vage oder gar nicht wahrgenommen wird.
Diese fünf vorgestellten Divergenzen stellen nur einen Teil eines weitreichenden Spektrums kultureller Unterschiede in internationalen Teams dar, doch schon sie können eine effiziente und vertrauensvolle Zusammenarbeit erschweren, wenn das Bewusstsein um die Unterschiede und den Umgang damit im Team nicht vorhanden ist. IT-Teams sind immer häufiger international zusammengestellt, zum einen, weil der Fachkräftemangel in Deutschland zur Anwerbung internationaler IT-Expertinnen drängt, zum anderen, weil die Zusammensetzung unterschiedlichster Experten mit verschiedenster Expertise und Erfahrungen Teams lösungsorientierter und wettbewerbsfähiger macht. Kulturelle Sensibilitätstrainings sind aus diesem Grund ein absolutes Muss für alle Teams, die mehrere Kulturen und Nationalitäten vereinen. Gegenseitiger Respekt und Verständnis wird zu einem erhöhten Vertrauen innerhalb des Teams führen, in dem jedes Mitglied sich voll auf seine Aufgabe konzentrieren kann, ohne unnötige Energien in ungeklärte zwischenmenschliche Missverständnisse zu stecken.
Das Klima und die Mitarbeiterzufriedenheit wird sich verbessern und die Effizienz und Lösungsfindung wird sich dadurch erheblich steigern.
Wesentliche Punkte bei der Auswahl eines interkulturellen Coachings
Unternehmen sollten darauf achten, ein interkulturelles Coaching auszuwählen, das tief genug geht, die spezifische Situation im Unternehmen genau analysiert und dabei berücksichtigt, dass jeder Mitarbeitende aus seiner angeborenen kulturellen Perspektive heraus handelt – eine fundierte Bestandsaufnahme von außen ist dabei entscheidend. Die Inhalte sollten auf die spezifischen Bedürfnisse der Teilnehmer und die Herausforderungen im Arbeitsumfeld abgestimmt sein, um einen direkten Bezug und eine Relevanz für den Arbeitsalltag herzustellen.
Ein kulturelles Sensibilitätstraining sollte außerdem interaktive und praxisorientierte Methoden einsetzen: Teilnehmer sollten aktiv in Rollenspiele, Diskussionen und Fallstudien eingebunden werden, um praxisnahes Lernen zu fördern. Ideal ist es, wenn realistische Divergenzen oder Vorfälle aus dem eigenen Team besprochen und Lösungen erarbeitet werden können.
Im Coaching sollte die Selbstreflexion gefördert werden. Das Training sollte die Teilnehmer ermächtigen, ihre eigene Kultur und ihre kulturellen Handlungen zu „sehen“ und ermutigen, ihre eigenen Vorurteile, Werte und kulturellen Annahmen zu hinterfragen.
Achten Sie auf erfahrene und kulturell diverse Trainer mit fundiertem Wissen und interkultureller Erfahrung für authentische Einblicke und eine offene Atmosphäre.
Wenn Sie planen, internationale Fachkräfte einzustellen, können Sie bereits im Vorfeld von kulturellen Sensibilitätstraining profitieren, da Sie ganz anders in Bewerbungsgespräche und das Onboarding gehen können und den Kulturschock des neuen Teammitglieds ideal abfedern können.
Kontaktieren Sie uns, wenn Sie eine Beratung rund um Interkulturelles Consulting, Interkulturelles Training oder das Onboarding internationaler Fachkräfte benötigen. Baloo und sein Team unterstützen Sie gerne mit ihrer Expertise.
Verfasst von Julia Anand, Intercultural Consultant, Baloo – Getting IT-Experts across
Bildmaterial: Aranju